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Haben Sie auch schon einmal so richtig danebengelegen? In unseren Ferien sind mein Mann und ich auf eine der grossen Irrtümer der Wissenschaft gestossen. Wir haben eine Reise in die Steinzeit unternommen und berühmte Höhlenmalereien bewundert – unter anderem in der nordspanischen Höhle von Altamira. Diese Höhle wurde 1868 entdeckt. Als der Naturforscher Marcelino Sanz de Sautuola sie besuchte, hatte er seine fünfjährige Tochter Maria dabei. Während der Vater auf den Boden schaute, blickte Maria nach oben – und entdeckte eine Sensation: wunderschöne Bisons in leuchtenden roten Farben.
Marcelino kam zu dem Schluss, dass diese Malereien urgeschichtlich sind. Doch die Fachwelt reagierte skeptisch. Ein renommierter Prähistoriker bezeichnete die Malereien als „vulgären Streich eines Schmierers“. Er weigerte sich sogar, sie vor Ort anzusehen. Der Gedanke, dass „primitive“ Steinzeitmenschen zu solch grossartiger Kunst fähig sind, galt als unvorstellbar. Erst Jahre später gestanden die Experten ihre Fehleinschätzung ein. Heute wissen wir: Die Malereien sind rund 18.000 Jahre alt. Glücklicherweise erlitten die Menschen aus der Steinzeit keinen Schaden dadurch, dass die Wissenschaftler ihnen ihr Können nicht zutrauten. Schwerwiegender ist es, wenn wir heute Menschen ihr Potential absprechen. Oder wenn wir es zulassen, dass uns Vorurteile und Fehleinschätzungen täuschen und wir die Fähigkeiten unseres Gegenübers nicht erkennen. Wie viele Leben werden durch Aussagen wie «das ist nichts für dich» oder «das kannst du nicht» ausgebremst! Machen wir es wie die kleine Maria: Schauen wir unsere Mitmenschen an mit einem unvoreingenommenen Blick und entdecken eine Welt voller Überraschungen.
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Die AutorinMirjam Jauslin ist Leiterin Kommunikation der Stiftung Jugendsozialwerk. In ihrer logotherapeutischen Beratung unterstützt sie Menschen bei Fragen zum Sinn des Lebens. Archiv
Oktober 2025
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